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ACO GmbH


Regenwassermanagement mit Augenmaß
Die Sanierung des Berliner Gendarmenmarkts zeigt beispielhaft, wie historische Stadträume klimaresilient gestaltet werden können – ohne ästhetische Brüche

Dezentrales Regenwassermanagement im denkmalgeschützten Umfeld: Auf dem Berliner Gendarmenmarkt wurde ein integriertes Rinnen- und Rigolensystem von ACO installiert, das effektiv vor Überflutungen schützt und sich zugleich sensibel in die denkmalgeschützte Umgebung einfügt. Niederschläge fließen selbst bei Starkregen schnell ab und werden vor Ort als Ressource genutzt, ohne das architektonische Gesamtbild zu stören. Entstanden ist ein lebendiger Stadtraum, der dem ursprünglichen Gestaltungskonzept folgt, dabei Raum für Begegnungen schafft und einen nachhaltigen Umgang mit Niederschlägen ermöglicht.

Der Gendarmenmarkt zählt zu den bedeutendsten historischen Plätzen Berlins und ist mit seinen markanten Bauwerken – dem Deutschen Dom, dem Französischen Dom und dem Konzerthaus – ein zentraler Anziehungspunkt für Einheimische und Besucher. Als öffentlicher Raum im Herzen der Haupstadt erfüllt er vielfältige Funktionen – unter anderem als Marktplatz und Open-Air-Bühne. Nach Jahrzehnten intensiver Nutzung und sichtbarer Verschleißspuren war eine umfassende Sanierung des Gendarmenmarkts unumgänglich, um den Platz langfristig zu erhalten und seine Rolle als urbane Mitte zu stärken. Vor allem die Granitplatten und Mosaiksteine aus DDR-Zeiten zeigten deutliche Schäden. Auch die technische Infrastruktur entsprach nicht mehr den Anforderungen – insbesondere das Entwässerungssystem war mit den zunehmenden Starkregenereignissen überfordert. Die nahezu vollständig versiegelte Fläche konnte große Wassermengen nicht mehr aufnehmen.

In mehreren Bürgerforen wurde ein städtebauliches Konzept entwickelt, das den historischen Ort behutsam weiterdenkt – als öffentlichen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität. Besonderes Augenmerk galt dem sensiblen Umgang mit der über lange Zeit gewachsenen historischen Substanz. Insbesondere der großzügige, offene Charakter des Platzes mit seinen prägnanten Sichtachsen sollte erhalten bleiben und die 14.000 Quadratmeter große Platzfläche zugleich stilvoll, barrierefrei und widerstandsfähig ausgeführt werden. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf einer leistungsstarken Entwässerungslösung, die Regenwasser vor Ort sammelt sowie versickert und sich dabei nahtlos in das architektonische Gesamtkonzept integriert.

„Niederschläge an Ort und Stelle zu sammeln und zu versickern, entlastet die Kanalisation und reduziert das Risiko von Überschwemmungen – gerade in so hoch verdichteten, urbanen Räumen wie Berlin“, erklärt Dipl. Ing. Landschaftsarchitekt Olaf Staack, Projektleiter bei der BBS Landscape Engineering GmbH, die für die Ausführungsplanung und Projektüberwachung verantwortlich zeichnet. „Mehr Wasser in der Stadt schützt zudem das Stadtgrün vor Trockenschäden, revitalisiert die Bodenschichten und füllt die Grundwasservorräte auf.“

Laut Berliner Wassergesetz ist eine dezentrale Versickerung über belebte Bodenzonen vorgeschrieben. Wo es jedoch wie am Gendarmenmarkt an unbefestigten Flächen fehlt, sind alternative Systemlösungen gefragt. Ihre Aufgabe ist es, den natürlichen Wasserkreislauf nachzubilden, das heißt, das Niederschlagswasser vor Ort zu sammeln, aufzunehmen, zu reinigen, zu speichern und sukzessive an die Bodenschicht abzugeben. Als einer der führenden Anbieter solcher integrierter Entwässerungskonzepte wurde die ACO GmbH in Büdelsdorf von den beteiligten Landschaftsarchitekten frühzeitig in die komplexen hydraulischen Berechnungen eingebunden. „Für den erforderliche Bemessung nach DIN 1986-100 und der DWA-A 138 haben wir die anfallenden Niederschlagsmengen eines mindestens 30-jährigen Regenereignisses von 5-minütiger Dauer nach den KOSTRA-DWD-Rasterdaten zugrunde gelegt,“ erzählt Jan Witt, Anwendungstechniker bei ACO. In Abhängigkeit von der Gesamtfläche, dem Einzugsgebiet und der Geländeneigung des Platzes wurde das erforderliche Auffang- und Rückhaltevolumen ermittelt und die Entwässerungsrinnen und Rigolen entsprechend dimensioniert.

In dem anschließenden, europaweit offenen Vergabeverfahren überzeugte ACO mit seinem speziell auf klimaresilientes Regenwassermanagement ausgerichteten Produktportfolio. So erfüllt das angebotene Rigolensystem ACO Stormbrixx Typ HD 600 punktgenau die spezifischen Anforderungen des großflächigen Platzes. Aufgrund seiner kompakten Bauweise mit einer geringen Höhe von gerade einmal 61 cm ist der Einbau auch bei dem relativ hohen Grundwasserstand in Berlin möglich, ohne den Mindestabstand zum Grundwasserspiegel zu unterschreiten. Dabei verfügen die insgesamt sechs Rigolen über eine gesamte Speicherkapazität von 510 cm³ – ausreichend, um auch für Starkregenereignisse gewappnet zu sein. Durch ihren modularen Aufbau lässt sich die Blockrigole zudem unkompliziert an die unterirdische Leitungsführung und die Platzverhältnisse anpassen.

Parallel zum Einbau der Rigolen wurden Zug um Zug die vorgelagerten Filteranlagen sowie die Entwässerungsrinnen verlegt. Insbesondere die Rinnen mussten gestalterisch wie bautechnisch hohen Anforderungen genügen. So akzeptierte die Berliner Denkmalpflege ausschließlich Kastenrinnen mit Guss-Kantenschutz und einem Längsstabrost aus Gusseisen, die möglichst nah an das historische Vorbild heranreichen. Für die Planer kam es überdies auf die Stabilität und Tragfähigkeit der Rinnen an. „Vor allem bei Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt oder dem Classic Open Air verzeichnet der Gendarmenmarkt nicht nur ein verstärktes Besucheraufkommen, sondern wird auch von Schwerlastverkehr befahren. Die Rinnen müssen dieser Belastung dauerhaft standhalten – auch ohne durchgängige Rückenstützen, die sich nicht mit dem historischen Pflasterbild vertragen“, so Landschaftsarchitekt Olaf Staack. Das Rennen machte schließlich die Kastenrinne aus der Produktreihe ACO PowerDrain Seal in. Ausgestattet mit einem gusseisernen Längsstabrost ohne Strukturelemente entspricht sie exakt den Design-Vorgaben der Denkmalpfleger.

Der robuste ACO DRAIN® PowerDrain Rinnenkörper der neuesten Generation verfügt über eine EPDM-Dichtung am Rinnenstoß und hält selbst Feinststoffe ab, sodass das Oberflächenwasser vollständig zum Vorfilter geleitet wird. Dabei ist das System auch ohne sichtbare Rückenstützen aus Ortbeton den horizontalen und vertikalen Verkehrslasten gewachsen. Olaf Staack: „Normalerweise wird eine Kastenrinne in Schwerlastbereichen mit Fundament und durchgängiger Rückenstütze verlegt. Nach Rücksprache mit den ACO-Experten konnten wir die Stütze statt bis zur Oberkante nur bis zur halben Höhe hochziehen, ohne an Stabilität einzubüßen.“ So wird die Ästhetik des Platzes nicht durch störende Betonbalken beeinträchtigt. Seit der Wiedereröffnung des Gendarmenmarkts im März 2025 können sich die Besucher selbst ein Bild davon machen, wie harmonisch sich die Kastenrinne in das Natursteinpflaster mit seinem impossanten Mosaikmuster einfügt. Das Projekt verdeutlicht, wie technische Anforderungen an Entwässerungslösungen mit denkmalpflegerischen Vorgaben in sensiblen Stadträumen erfolgreich verbunden werden können. Für kommunale Entscheider und Stadtplaner bietet der Gendarmenmarkt damit wertvolle Impulse für die Integration moderner Infrastruktur in historische Umgebungen.

Der ACO ProjectManager: Überflutungsnachweis leicht geplant

Mit dem ACO ProjectManager lässt sich die Regenwasserbewirtschaftung einfach und unkompliziert online dimensionieren. Das webbasierte Tool bildet den ACO WaterCycle ab – von der Vorreinigung über die Versickerung und Rückhaltung bis hin zur Drosselung. Auf Basis der Regendaten von KOSTRA-DWD-2020 simuliert das Tool Niederschlagsereignisse und analysiert das Risiko von Überschwemmungen. Dabei berücksichtigt er auch Geländemodellierungen, Abflussraten und hydraulische Eigenschaften des Entwässerungssystems. So kann der geforderte Überflutungsnachweis analog zu den aktuellen DWA-Regelwerken erstellt werden.

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