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ACO GmbH

Die Klimakrise an der Wurzel packen

Unter dem Pflaster entsteht die Schwammstadt von morgen

Schritt für Schritt zur blau-grünen Infrastruktur: Die niederbayerische Gemeinde Neustadt an der Donau verbindet die notwendige Sanierung von Verkehrsflächen mit dem Umbau zu einer grüneren, klimaangepassten Innenstadt – überwiegend finanziert aus öffentlichen Fördermitteln.

Zwischen Asphalt und Beton treten die Folgen des Klimawandels besonders dramatisch zutage: Niederschläge können nicht versickern oder verdunsten, auf versiegelten Flächen staut sich die Wärme und verwandelt urbane Quartiere zu Hitzeinseln. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik waren in den vergangenen zehn Jahren bereits 92 Prozent der Kommunen von Extremwetterereignissen wie Starkregen, Stürmen oder Hitzewellen betroffen. Drei Viertel sehen deshalb einen hohen bis sehr hohen Handlungsbedarf – vor allem im Bauwesen und beim Wassermanagement. Zugleich macht die Studie deutlich, dass Kommunen nicht nur die Leidtragenden, sondern auch Treiber des Wandels sind: 72 Prozent verfügen bereits über ein Klimaschutzkonzept, weitere elf Prozent arbeiten daran.

Projekt: Neustadt a.d. Donau: Sanierung von Verkehrsflächen mit dem Umbau zu einer klimaangepassten Innenstadt

ACO-Produkte:

Bauherr: Gemeinde Neustadt an der Donau

Projektpartner: adlerolesch GmbH, Nürnberg

Auch die rund 15.000 Einwohner-Gemeinde Neustadt an der Donau hat sich auf den Weg gemacht, ihre Infrastruktur klimaresilient umzubauen. Auf halber Strecke zwischen Ingolstadt und Regensburg gelegen, ist die niederbayerische Kommune vor allem durch ihre Heilquellen und das über 2.000 Jahre alte Römerkastell bekannt. Doch die Gemeinde fühlt sich nicht nur der Historie verbunden, sondern hat in den vergangenen Jahren zugleich zahlreiche zukunftsweisende Projekte angestoßen – angefangen beim Hochwasserschutz über die barrierefreie Umgestaltung der Innenstadt bis hin zu Planungen für eine CO2-neutrale Wärmeversorgung. 2024 fiel der Startschuss für ein weiteres ambitioniertes Vorhaben: Die grundlegende Sanierung der Verkehrsflächen samt unterirdischer Infrastruktur im historischen Stadtkern. Unter anderem mussten der Straßenbelag und Teile des Mischwasserkanals erneuert, das Fernwärmenetz erweitert und Glasfaser- und Straßenbeleuchtungskabeln verlegt werden.

Unter der Überschrift „Baumstandort der Zukunft“ ging das Projekt deutlich über reine Tiefbauarbeiten hinaus. Parallel zur Instandsetzung der Versorgungsnetze kamen in Neustadt erstmals Schwammstadt-Elemente zum Einsatz. Ziel war es, das zuvor weitgehend versiegelte Areal mit neuen, urbanen Baumquartieren klimaresilient zu ertüchtigen. „Die Schwierigkeit in der dicht bebauten Innenstadt lag darin, die technischen Anforderungen der Verkehrsinfrastruktur mit den gestalterischen Ansprüchen der Freiraumplanung und dem Platzbedarf der Stadtbäume in Einklang zu bringen“, so Thomas Dill, Landschaftsarchitekt beim beauftragten Nürnberger Planungsbüro Adlerolesch.

So komplex die Aufgabenstellung war, so pragmatisch wurde sie gelöst – durch eine ebenso robuste wie einfach zu installierende Konstruktion, die zeitgemäßes Regenwassermanagement mit nachhaltigem Baumschutz verbindet. Im Kern beruht der Ansatz darauf, unterhalb der Verkehrsflächen ausreichend Wurzelraum zu schaffen und zugleich Regenwasser für die Versorgung der Bäume nutzbar zu machen. Herzstück ist ein spezieller Schwammstadt-Straßenablauf, den das WaterTech-Unternehmen ACO eigens für den klimaresilienten Umbau urbaner Räume konzipiert hat. Dazu haben die Produktentwickler den praxiserprobten ACO Combipoint-Straßenablauf um Schwammstadt-Bauteile ergänzt. Durch einen integrierten Einlaufschacht werden Niederschläge vor Ort gesammelt und mittels Schmutzfänger und Nassschlammbereich vorgereinigt.

Wie die meisten bayerischen Kommunen verfügt auch Neustadt an der Donau über eine Mischkanalisation, über die das Regenwasser und Abwasser aus Haushalten und Gewerbe zusammen abgeleitet werden. Gerade bei Starkregenereignissen besteht die Gefahr, dass das Wassermilieu im Stadtgebiet erheblich beeinträchtigt wird. Auch hierfür fand ACO eine effiziente Lösung: Um zu verhindern, dass angestautes Schmutzwasser ungehindert in den Schwammstadtkörper zurückfließt, wurde zwischen Combipoint und Mischkanal ein Revisionsschacht mit Rückstauklappe installiert. Ein Schieber im Combipoint erlaubt zudem die einfache Umstellung vom Sommer- auf den Winterbetrieb, um während der kalten Jahreszeit tausalzhaltiges Wasser von den Bäumen fernzuhalten.

Mit diesen Sicherheitspuffern ausgestattet, gelangt ausschließlich unbedenkliches Regenwasser über Drainageleitungen zum eigentlichen Baumquartier. Dort sorgt ein Baumschutz- und -bewässerungssystem des Nottulner Herstellers Humberg für konstant stabile Wachstumsbedingungen des Stadtgrüns. Es besteht aus einem Stahlgerüst mit Betonfundament, das mit einem durchwurzelbaren Baumsubstrat verfüllt ist. Luftklappen ermöglichen eine Rundumbelüftung des Pflanzraums und stellen den Gasaustausch sicher. Dies verbessert die Fähigkeit der Wurzeln, Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Bei anhaltender Trockenheit lässt sich das System zudem von oben bewässern, sodass die Bäume auch in regenarmen Zeiten ausreichend versorgt sind.

Dass ein Projekt dieser Größenordnung überhaupt umgesetzt werden konnte, lag maßgeblich an der finanziellen Förderung durch die Initiative „Klima wandel(t) Innenstadt“. Mit diesem Programm unterstützt der Freistaat Bayern Städte und Gemeinden dabei, Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung umzusetzen. In Neustadt an der Donau konnten so rund 80 Prozent der gesamten Investitionskosten abgedeckt werden – ein entscheidender Beitrag, der den Eigenanteil auf ein überschaubares Maß senkte und die Gemeindekasse entlastete. „Jede Fläche, jeder neue Baumstandort zählt: Schon aus kleinen Anfängen kann sich Schritt für Schritt die Schwammstadt entwickeln“, erläutert Landschaftsarchitekt Thomas Dill. „Wichtig ist, Nachhaltigkeit bei innerstädtischen Projekten von Anfang an mitzudenken, Fördermittel gezielt zu nutzen und die Bürger frühzeitig einzubinden.“ Damit lassen sich notwendige Eingriffe in die Infrastruktur mit nachhaltigen Lösungen für den Klimaschutz in Einklang bringen. In Neustadt ist es gelungen, diesen Anspruch in die Praxis zu übersetzen – mit einer Sanierungsmaßnahme, die das Mikroklima verbessert, die Kanalisation entlastet und die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt spürbar steigert.